Quartier an der Marienburger Straße München
Das Baugebiet an der S-Bahnlinie zum Flughafen zählt zu den wichtigsten strategischen Vorhaben der Stadtentwicklung in München hinsichtlich des Potentials zur Deckung des hohen Wohnraumbedarfs. Niedrige Wohnhäuser bestimmen das Bild im Süden und Westen. Das Grundstück selbst: Gewerbe- und Brachfläche, wertvoller Baumbestand und ein Baudenkmal. Dahinter die Bahnschneise – Frischluftkorridor und Lärmfaktor.Im Zentrum des Entwurfs entsteht ein grüner Landschaftsraum für die Bewohner- und Nachbarschaft. Vier- bis sechsgeschossigen Solitäre mit kristalliner Grundform vermitteln zwischen der kleinteiligen Wohnbebauung und dem neuen Viertel. Am östlichen Rand formt ein ähnliches Volumen – in Reihe gesetzt und mit Hochpunkten akzentuiert – eine markante Stadtsilhouette. Durch die Stapelung der Wohnflächen am Rand entsteht ein schützender Rücken entlang der Gleise. Knicke und Falten rhythmisieren das Volumen. Zwischen der bahnbegleitenden Bebauung und der durchlässigen Punkthäuserarchitektur entsteht ein Gefüge aus bewegten und fließenden Räumen. Wege, Aufweitungen und Plätze mit unterschiedlichen Nutzungen durchziehen das Quartier, darunter Mietgartenparzellen, gemeinschaftliche Obstgärten und baumbestandene Spielwiesen. Im Zentrum des Landschaftsraums liegt als grüne Mitte die erhaltene Baumgruppe. Als städtisches Pendant spannt sich im Nordosten der Quartiersplatz auf. Am Knotenpunkt der S- und U-Bahn springt die randständige Bebauung zurück und rahmt das Baudenkmal mit Cafe und Quartierstreff ein. Ebenerdig drum herum ist die für das neue Viertel erforderliche Nahversorgung angesiedelt. Ein Hochpunkt markiert als sichtbares Zeichen den neuen Anknüpfungspunkt im Quartier.Städtebau und Architektur folgen den Grundsätzen einer nachhaltigen Bauweise. Der verkehrsberuhigte Quartiersweg ist dem Rad- und Fußverkehr, sowie Müllentsorgung und Feuerwehr vorbehalten. Angrenzende Viertel sind über Fuß- und Radwege angebunden. Der Individualverkehr wird nahe dem Quartierseingang in die Quartiersgarage abgeleitet. Es entsteht ein autofreier Raum. Durch die punktuelle Bebauung und die Stapelung am Rand werden freie bewachsene Flächen maximiert. Versickerungs- und Retentionsflächen, Luft- und Luftaustauschräume bilden die Grundlage für ein gesundes Wohnklima. Außenwände bestehen nach Möglichkeit aus nachwachsenden Rohstoffen, ihre Fassaden werden begrünt. Dachflächen sind ebenfalls nach Schwammstadtprinzip begrünt. Die baulichen Strukturen verweben und vernetzen sich mit dem Landschaftsraum.Der Entwurf funktioniert gleichermaßen für beide Varianten des möglichen zukünftigen Bahnausbaus – oberirdisch oder Tunnellösung – deren finale Entscheidung noch aussteht.
Wettbewerb: | 2023, 1. Preis |
Verfahren: | Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb |
Auslober: | ABG Real Estate Group, Geith & Niggl GmbH & Co. KG, Baywobau |
Ort: | München |
Bildnachweise / Visualisierungen: | PONNIE Images |